Veranstaltungs-Anekdote

 

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Fr eine Weihnachtsveranstaltung in einer Berliner Stadtteilbibliothek mit Krippenaufbau, meiner stimmungsvollen Weihnachtsgeschichte Wie der Ochse Jonathan die Heilige Nacht verbrachte (das Buch titelt nun Im Stall zu Bethlehem. Wie der Ochse Jonathan die Heilige Nacht erlebte, Coppenrath Verlag, September 2005), einer Wunschzettelaktion usw. hatte eine sehr nette Bibliothekarin dreiig weihnachtlich gestaltete Eintrittskarten vorbereitet. Sie hatte die Karten an die kleinen Bibliotheksbesucher verteilt und hoffte nun, dass auch dreiig Kinder kommen wrden.

Die Bibliothekarin und ich saen eine halbe Stunde vor der Veranstaltung in ihrem Bro. In den Gngen der Bibliothek wurde es indessen von Minute zu Minute lauter. Es klang nach vielen Kindern. Und nach aufgebrachten Mttern. Die Bibliothekarin und ich gingen nachsehen. Vor dem Informationsschalter standen nicht nur die Mamas mit ihren dreiig rechtmigen Eintrittskarten-Kindern, sondern noch zirka fnfzig weitere Kinder nebst Mamas. Vter waren nicht zu sehen.

Eine Recherche bei der aufgeregten Mutter-Kind-Menge ergab, dass die Veranstaltung netterweise vom Tagesspiegel als Tagestipp beworben wurde. Leider war von Eintrittskarten in der Zeitungsmeldung keine Rede mehr gewesen.

Was nun? Einige Kinder spielten mittlerweile zwischen den Buchregalen fangen, andere warfen mit Bchern herum! Die Bibliothekarin bat mich instndig, doch bitte, bitte sofort anzufangen, bevor die lieben Kleinen ihr die Bibliothek vllig auseinander nehmen wrden.

Ich sorgte erstmal fr Ruhe und Sitzpltze fr alle. Regale mussten dafr verschoben werden, Tische verrckt. Aber dann hockten von meinen Schuhspitzen bis zur inzwischen abgeschlossenen Eingangstr berall hartnckige Zuschauer. Selbst die Mtter, die sonst sicher nur ihre Kinder abgegeben htten um einkaufen zu gehen, waren amsiert grinsend! geblieben.

Nach meiner kurzen Anmoderation folgte der erste Programmpunkt: Krippenaufbau! Natrlich durften blo die dreiig kleinsten Kinder nach vorne kommen um Figuren in die Krippe zu stellen, denn mehr Personal inklusive Schafe, Engel usw. hat eine Weihnachtskrippe beim besten Willen nicht zu bieten. Eine Tatsache, die die lteren Kinder netterweise sogleich einsahen.

Nachdem die Krippe mit Figuren bestckt war, bimmelte ich mit dem Weihnachtsglckchen. Die Menge wurde erstaunlicherweise leise. Meine Geschichte konnte beginnen: Sie handelt vom Ochsen Jonathan, der als eine Art Zeitzeuge ber Jesus Geburt in einem Stall zu Bethlehem berichtet. Hirten und Knige kommen zu Besuch, berbringen Gold, Weihrauch und Myrrhe als Geschenke fr den Gottessohn.

Whrenddessen wurde in der Zuschauermenge ein Sugling wach, nrgelte anfangs, steigerte sich und klang bald darauf wie ein Dsenjger!

An Vorlesen war jetzt nicht mehr zu denken. Das Publikum, die Bibliothekarin und ich starrten auf das strrische Baby. Endlich hob die peinlich berhrte Mutter einen riesengroen Busen aus ihrer Bluse und legte den Schreihals an. Augenblicklich wurde es mucksmuschenstill. Wir konnten das Baby an Mutters Brust schmatzen hren!

Und ich behauptete im Hinblick auf die noch zu erzhlende Weihnachtsgeschichte: Tja, damals in Bethlehem war das sicher hnlich gewesen  

Prompt lachten alle. Und ich sah mich pltzlich unzhligen Kinderfragen ausgesetzt:

Du, Gaby, sag mal! Ob Jesus auch gestillt wurde?

Klar, Milchpulver aus Dosen gab es vor zweitausend Jahren noch nicht!

Hatte Marias Busen ebenfalls sooo blaue Adern?

hm, ja, doch, wahrscheinlich

Hat das Bibliotheks-Baby zur Geburt wohl auch Gold geschenkt bekommen?

Nee, heute gibts eher Strampelanzge, vielleicht ein Sparbuch.

Und meine Ochse-Jonathan-Geschichte? Die erzhlte ich frei zu Ende.

Anschlieend fllte ich massenhaft Wunschzettel aus (fnfzig Blanko-Formulare Weihnachten bringe ich immer mit, fnfzig weitere kopierte die Bibliothekarin eiligst nach). Mein Klassensatz Buntstifte wurde friedlich geteilt.

Nach eineinviertel Stunden wnschten meine Zuschauer und ich uns gegenseitig Frohe Weihnachten. Dann zog eine recht frhliche Mutter-Kind-Menge ab.

Die Bibliothekarin und ich waren allerdings ziemlich geschafft!

brigens: Bei der Osterveranstaltung knapp vier Monate spter waren exakt dreiig Kinder anwesend. Offenbar wurde diese wunderschne Veranstaltung der Tagespresse verheimlicht

Liebe Gre aus Berlin von eurer / Ihrer Gaby Scholz!

 

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